Es ist nicht nur der typische Geruch nach Eisen, Öl und Textil, den man in der Schaustickerei wahrnimmt. Es sind auch die unterschiedlichen Geräusche der Stickmaschinen, die Besucher mit Interesse registrieren. Dieses Rattern, Klingeln, Stampfen der Maschinen – rhythmisch, aber monoton. Es liegt nahe, die Geräusche mit Musik zu „veredeln“. Das wurde verschiedentlich schon mit Landmaschinen, Druckmaschinen u.a. praktiziert. Jedes Maschinengeräusch löst beim Hörer individuelle Erinnerung und Assoziationen aus – im Vogtland ist das oftmals der Takt einer Stickmaschine.
Das Jahr der Industriekultur 2020 bot für unser musikalisches Experiment mit Stickmaschinen den passenden Anlass. Dafür bedurfte es jedoch kreativer Musiker. Diese fanden wir mit dem Leipziger Gitarrist und Komponist Philipp Wiechert und dem Plauener Saxophonist und Klangkünstler Jörg Piesendel.
Das Ziel war ursprünglich eine einmalige Live-Performance mit Improvisationen zu den Maschinensounds. Corona verhinderte 2020 jedoch die Aufführung. Doch das Projekt lebte weiter, nun im Tonstudio. Hier entwickelten die Musiker ein konzeptuelles, musikalisches Werk mit dem Sound der Stickmaschine im Zentrum. Neben Gitarre, Bass, Saxophon und Blues Harp wurden sämtliche Maschinen der Schaustickerei aufgenommen, gesampled und teilweise elektronisch verfremdet. Philipp Wiechert komponierte mehrere Miniaturen, die von Jörg Piesendel arrangiert wurden.
Im Ergebnis entstanden sieben Musikstücke, die unter dem Titel „Das VOMAG Prinzip“ als CD gemastert wurden. Die CD wurde im Juli 2022 bei Lakeland Records veröffentlicht.
Bei den Aufnahmen zur CD im Sommer 2020/21 in der Schaustickerei waren auch die Fotografin Katrin Limmer und der Videofilmer Kenny Pool anwesend. Dabei wurden neben einer stimmungsvollen Fotostrecke die Musikvideos „Vomag Blues (Typ K)“ und „Der Pantograph“ gedreht.
Dank einer Förderung durch die Kulturstiftung Sachsen war es möglich, am 23. und 24. Juli 2022 „VOMAG Blues – Musik mit Stickmaschinen“ den Konzertbesuchern in der Schaustickerei live zu präsentieren. Die Presse berichtete darüber.
Das Konzert fand in Verbindung mit der Release-Party zur CD statt. Es gelang dabei, die ursprüngliche Idee einer freien Improvisation mit Maschinengeräuschen aufzuführen. In einem zweiten Teil wurden Passagen der CD „Das VOMAG Prinzip“ zu Gehör gebracht. Die Nachfrage war so groß, dass das Konzert 3x aufgeführt wurde. Begeistert feierten die Vogtländer die beiden Musiker.