VOMAG-Automat Nr. 439

Stickautomat VOMAG

Der VOMAG-Stickautomat mit der Seriennummer 439 gehört zu den oft bestaunten Exponaten der Schaustickerei. Er steuert die Stickvorgänge einer Großstickmaschine (Schiffchenstickmaschine) mittels einer Lochkarte. Das Zusammenspiel von Automat und Stickmaschine funktioniert perfekt, wovon man sich bei den Vorführungen überzeugen kann. Heute würde die Steuerung ein Computer erledigen, doch um 1910 waren dafür etwa eine Tonne perfekt aufeinander abgestimmter Eisenteile notwendig – eine technische Meisterleistung der vogtländischen Maschinenbauer.

Bei näherer Betrachtung war diese Meisterleistung der VOMAG keineswegs selbstverständlich. Zwar hatte man ab 1902 mit dem Bau von Stickautomaten nach dem sog. Gröbli-System des gebürtigen Schweizers Arnold Gröbli begonnen und einige hundert Geräte in Lizenz gebaut, doch der damalige Direktor der VOMAG, Robert Zahn, wollte mehr. So beauftragte er ein Konstrukteursteam mit der Entwicklung eines eigenen Automaten unter Umgehung der Gröbli-Patente.
Im Jahr 1908 wurde der VOMAG-Automat nach dem neuen System-Zahn (Robert Zahn) zum Patent angemeldet. Die Serienfertigung sollte bereits Anfang 1910 anlaufen. Der Termin war äußerst ambitioniert. Um ihn halten zu können, entschloss sich die VOMAG, vorerst einige Baugruppen aus dem Gröbli-Automat weiterhin zu verwenden. Die hierfür anfallenden Lizenzgebühren nahm man in Kauf. Tatsächlich wurde im April 1910 die erste Serie eines eigenen VOMAG-Automaten ausgeliefert, der jedoch noch lizensierte Baugruppen enthielt. Bald konnten auch diese von eigenen Entwicklungen abgelöst werden.

Unserer Automat Nr. 439 ist der letzte Vertreter dieser ersten Serie von VOMAG-Stickautomaten, in dem noch Teile des alten Gröbli-Automaten verbaut waren. Er wurde Ende 1910 hergestellt und gemeinsam mit einer VOMAG-Schiffchenstickmaschine Anfang 1911 an die Stickereiwerke AG in Plauen ausgeliefert. 1924 wurden die Maschinen von der Stickereiwerke AG ausgemustert und an die Stickerei Obstgartenweg verkauft. Und hier läuft dieser Stickautomat der ersten VOMAG-Serie noch heute, wie das berühmte „Schweizer Uhrwerk“, allerdings, „Made in Plauen“.


Ein Gedanke zu „VOMAG-Automat Nr. 439

  1. Heute Vormittag zu Gast in der Schaustickerei gewesen. Ich musste mir eingestehen, dass es ein Fehler war, in meinen 56 Jahren als Plauener noch nie dort gewesen zu sein. Der heutige Tag schreit förmlich nach Wiederholung und Weiterempfehlung. Ich danke, auch im Namen aller Teilnehmer, Herrn Luft für die fantastische Führung und die realistische Vorführung der Maschinen. Dort Maschinen der VOMAG vorzufinden, war für mich völlig überraschend. Meine Begeisterung lässt sich nicht in Worte fassen. Wir alle müssen zwingend etwas tun, damit dies alles erhalten bleibt. Ich komme auf jeden Fall wieder, versprochen.

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