Restaurierung in der Schaustickerei

Restaurierung

Bei Renovierungsarbeiten im Treppenhaus der Schaustickerei-Villa wurden im November 2022 die Reste einer historischen Wandbemalung entdeckt. Da die Baugeschichte der alten Maschinenstickerei am Obstgartenweg gut erforscht ist, war eine Einordnung des gefundenen Wandmotivs auch aus städtebaulicher Sicht interessant. Der Eigentümer, die Gebäude- und Anlagenverwaltung Plauen, zog deshalb die beiden Restauratoren Sandra Finsterbusch und Jens Wirth zur Begutachtung zu Rate. Nach der vollständigen Freilegung kam ein Jugendstilmotiv zum Vorschein, das nach Aussage von Sandra Finsterbusch wahrscheinlich aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt. Eine weitere Farbschicht darunter dürfte sogar noch älter sein und aus der Bauphase von 1897 stammen.

Tatsächlich begannen bereits 1896 die Planungen für ein Wohnhaus, die heutige Schaustickerei-Villa. Damals hatte Max Reinhard Vollstädt eine Parzelle aus dem Bestand des Reusaer Rittergutes erworben, unmittelbar gegenüber der alten Grabkapelle Reusa. Im Sommer 1897 wird das Gebäude vom Baumeister Paul Anders als eingeschossige Villa errichtet. Die unterste, braune Farbschicht könnte aus dieser Zeit stammen. Das Wohnhaus erhält damals die Brandkatasternummer K43D, die bei der Renovierung der Fassade 2019 freigelegt werden konnte, jedoch nicht restauriert wurde.
Die jetzt freigelegte Wandbemalung im Treppenhaus könnte vom damaligen Besitzer, dem Lohnsticker Reinhard Schüler, veranlasst worden sein. Er hatte die Villa 1904 erworben und bewohnte sie mit seiner Familie über 40 Jahre. Der wahrscheinlich zwischen 1905 und 1910 aufgebrachte Ölsockel erwies sich als sehr haltbar, wurde jedoch später übermalt.

Wegen des nach wie vor guten Erhaltungszustandes des Motivs wurde eine Restaurierung vereinbart und im Januar 2023 durchgeführt. Inzwischen erstrahlt die historische Wandbemalung wieder in neuem Glanz. Die Besucher der Schaustickerei staunen über die ungewöhnliche Gestaltung des dunkelgrünen Ölsockels, der sich von unseren heutigen Sehgewohnheiten unterscheidet. Er vermittelt einen Eindruck von einer Treppenhausgestaltung um 1910. Damit konnte der Kenntnisstand zur denkmalgeschützten Villa und der dazugehörigen Stickerei am Obstgartenweg weiter vertieft werden.

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