Hadams Fädelmaschine

Fädelmaschine

Auf die Anfänge der Maschinenstickerei ist die Stadt Plauen besonders stolz. Gern wird die Geschichte der beiden, heimlich eingeführten Handstickmaschinen aus der Schweiz erzählt, die 1858 in der Elsteraue ihren Betrieb aufnahmen. Schon zwei Jahre später baute Moritz Albert Voigt (1829-1895) in einer kleinen Werkstatt in Kändler bei Limbach die ersten eigenen Handstickmaschinen nach Schweizer Vorbild. Die Handstickmaschine mit ihren bis zu 504 Nadeln war äußerst produktiv, sie revolutionierte die Stickerei.
Ein Arbeitsgang dieser frühen Stickmaschinen war äußerst lästig und zeitraubend – das Einfädeln der vielen Nadeln. Gerade bei mehrfarbigen Mustern musste besonders häufig „gefännelt“ werden. Oft wurde diese Arbeit an Kinder delegiert, die man als „Fännelkinder“ bezeichnete. Die besonders Fleißigen – die schon mal mehrere tausend Nadeln fädelten – erhielten dafür von den Stickern einen sogenannten „Fännelgroschen“. (1)

Dennoch dürfte es bei den Kindern mit der Verfügbarkeit gehapert haben, Schulpflicht und Ächtung von Kinderarbeit taten das ihrige. Es lag nahe, diesen Vorgang zu mechanisieren. Kein leicht zu lösendes Problem, denn eine Fädelmaschine müsste drei Arbeitsschritte beherrschen – das Einfädeln, Faden verknoten, Faden abschneiden. Trotz zahlreicher Tüfteleien gelang es erst Mitte der 1880er Jahre, eine brauchbare Fädelmaschine zu entwickeln.

Wieder war es ein Spross aus der Plauener Uhrmacher- und Mechanikerfamilie Hadam, der das Fädelproblem lösen sollte. Einer der Söhne von Gottfried Leonhard Hadam (1813-1885), Friedrich Josef Hadam (1848-1900), war von Kindesbeinen an mit Uhren und allerlei mechanischen Werken aufgewachsen. Wahrscheinlich hatte er sich in Plauen schon in jungen Jahren einen Namen als findiger Mechaniker gemacht. So wurde Moritz Albert Voigt, inzwischen Direktor der Sächsischen Stickmaschinenfabrik AG, auf Josef Hadam aufmerksam.
Um 1875 holte er den jungen Hadam in seine Fabrik nach Chemnitz-Kappel. In den folgenden Jahren beschäftigte sich Hadam u.a. mit dem Bau einer Fädelmaschine. Ein erstes Patent dazu stammt aus dem Jahr 1878, weitere Patente der Stickmaschinenfabrik folgten in den 1880er Jahren. Damit war man nun in der Lage brauchbare Fädelmaschinen zu produziert. Schon bald gehörte die Fädelmaschine im Vogtland, später auch in der Schweiz, zum Standardwerkzeug in der Handmaschinenstickerei. Mit den Maschinen war es möglich, an die 300 Nadeln innerhalb von 5 Minuten einzufädeln.

Bis zu seinem Tod im Jahre 1900 blieb Josef Hadam der Sächsischen Stickmaschinenfabrik AG als Mechaniker und später als Werkführer treu verbunden. Sein größtes Verdienst ist jedoch die Konstruktion der ersten funktionstüchtigen Fädelmaschine für die Handstickmaschine. (2) Heute ist diese bedeutende Hilfsmaschine fast vergessen, doch ab Ende des 19. Jahrhunderts vereinfachte sie die Arbeitsabläufe in der Handmaschinenstickerei enorm und befreite nicht zuletzt die Kinder von stupider Einfädelarbeit.

Literatur:
(1) Sächsische Museen, Band 13 (2004), Sächsisches Industriemuseum, S. 82
(2) Notiz zu F. J. Hadam (v. 5.12.1942), Industriemuseum Chemnitz; Information Heino Strobel

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